(...)Nun, du sollst nicht den Eindruck bekommen, dass ich ungern hier bin oder mich nicht wohl fühle. Ganz im Gegenteil. Es gibt zwar immer wieder kleine Dinge, die mich stören. Und oft sind es die immer gleichen Personen, die diese kleinen Dinge verursachen. Aber Menschen kann man schwerlich, will sagen
nicht ändern. Deswegen muss ich mit ihnen leben lernen. Und außerdem habe ich als Ausgleich supernette und liebe Menschen gefunden, mit denen ich viel Zeit verbringe und mich über die Dinge, die mich, und dann oft auch
uns, stören, auslassen kann. Das sind nicht nur meine beiden Mitzivis Riccardo und Immanuel, sondern auch Leute vom "Zyklus A" und einzelne Kommunitätsmitglieder. Und der Austausch erfolgt fast täglich. Auf einem unserer Zimmer, in irgendeinem Gang, abends bei Kakao und Tee oder in einer Bar. Bei Bier.
Es ist echt gut und wichtig, solch ein Ablassventil zu haben. Andererseits würde wohl irgendwann die ganze Sache in die Luft gehen. Und mit der ganzen Sache meine ich mich. Nein, aber so schlimm ist es gar nicht. Auf jeden Fall fühle ich vieles besser und anders seit einem Grundsatzgespräch, was ich vor kurzem mit der für mich verantwortlichen "Hausmutter" führte. Ich habe wichtige Punkte wie Abeitsmoral einzelner Mitarbeiter, Stellung der Zivis, Ehrlichkeit, Informationspolitik, Französischunterricht und Regeln angesprochen, die mir auf der Seele branten. Auf vieles habe ich zufriedenstellende Antworten bekommen. Das war wichtig. Für mich und ich glaube auch für sie.
Du siehst, es geht voran. Das Leben. Manchmal gar nicht so einfach. Aber man, und damit meine ich mich, lernt ja, wie heißt es doch so schön, nie aus!
Lass dir was über mein Arbeitsleben erzählen. Das ist unerwarteter Weise echt bunt. Es gibt Einsätze in der Küche (nicht zu wenige), im Parc (was wohl so etwas wie meine Jahresaufgabe hier ist), worunter auch dei Arbeit mit diversen Tieren zu verstehen ist, Arbeiten im und um das Haus (von Handwerklichem, über Schleppaufgaben und viel Sinnlosem, bis hin zu Zimmer putzen und für Gäste vorbereiten) und nicht zuletzt habe ich heute zum ersten Mal in der Holzwerkstatt gearbeitet. Das hat viel Spaß gemacht und ich freue mich, das auch dei Restwoche machen zu dürfen.
Unglaublich ist die Landschaft hier. Ok, wahrscheinlich ist es nicht schwer, einen Berliner landschaftlich zu beeindrucken. Doch ich glaube, dass das hier schon was besonderes ist. Überall riesige Berge, den größten natürlichen See Frankreichs direkt vor der Tür und es wachsen sogar Palmen. Toll. Ja, und das Gebäude, in dem ich wohne, ist auch nicht schlecht. Schlossähnlich. Beim nächsten Mal schicke ich Bilder mit!
Ja, soweit erstmal von mir hier. Ich hoffe, bei dir läuft alles gut/toll/wie geplant?! Meld dich doch mal und bring mich auf den neuesten Stand!
Allerbeste und ganz liebe Grüße aus Frankreich!
Dein Ruben